Ist Bio immer bio?
Essen Sie auch so gern Bananen? Und haben Sie schon einmal versucht, welche in Ihrem eigenen Garten anzubauen? Nicht?
Weil ich Bananen sehr gern mag und ungern auf sie verzichten würde, bestelle ich immer welche für meine Bio-Kiste. Bei denen ich aufgrund des Siegels und der strengen Kriterien, die auch mein Lieferant einhält, sicher bin, dass sie aus ökologischem Landbau stammen.
Grundsätzlich versuche ich jedoch, “Flugobst” zu vermeiden. Bio sollte auch ökologisch sein, finde ich. Ist beispielsweise eine ökologisch angebaute Kiwi aus Neuseeland, die eine weite Reise zurücklegen muss, bevor sie auf unseren Tellern landet, wirklich ökologisch? Ist es nicht besser, saisonal beim landwirtschaftlichen Betrieb aus der Nachbarschaft zu kaufen?

Was ist mit den Bio-Erzeugnissen beim Discounter oder im Supermarkt? Kann ich denen genauso vertrauen wie dem Obst und Gemüse, das ich auf dem heimischen Wochenmarkt kaufen kann?
Und ist bio erst bio, wenn es zertifiziert ist? Oder kann ich guten Gewissens bei jemandem kaufen, der sich das Biosiegel (noch) nicht leisten kann, aber nach sämtlichen Grundsätzen ökologischer Landwirtschaft arbeitet? So ein Biosiegel ist nämlich für einen kleinen Betrieb oder eine Einzelperson eine sehr teure Angelegenheit – die auch einen großen bürokratischen Aufwand mit sich bringt. Und die Erzeugnisse stark verteuert.
Lassen Sie uns doch einmal einen Blick auf die verschiedenen Bio-Siegel werfen:
Welche Bio-Siegel gibt es?
Da haben wir zunächst das staatliche Bio-Siegel, das es seit 2001 gibt und das auf der EG-Öko-Verordnung basiert. Es ist sechseckig und hat den Schriftzug “bio”. Dieses Siegel definiert Mindeststandards.
Die Vorgaben der deutschen Bio-Verbände gehen deutlich über diese Kriterien hinaus. So empfiehlt der BUND, aufgrund dieser strengeren Kriterien die Produkte der Anbauverbände zu kaufen. Die hohen Standards werden z.B. erfüllt von Demeter, Bioland, Naturland, Biopark, Ecoland.
Weiterhin gibt es die Eigenmarken der Supermärkte und Discounter, die nach den Kriterien der EG-Öko-Verordnung vergeben werden. Hier muss allerdings immer auch das staatliche Biosiegel aufgedruckt sein. Ist das nicht der Fall, können Sie von einem Etikettenschwindel ausgehen.
Allerdings ist nicht nur Bio wichtig. So ist das Siegel “Neuland” zwar nicht bio, aber wegen artgerechter und umweltschonender Tierhaltung empfehlenswert. Bei “Fair Trade” gehen Sie sicher, dass die Erzeuger einen fairen Preis für ihre Produkte erhalten; hier sind ca. 50% der Erzeugnisse auch bio.
Natürlich finden sich auch Bezeichnungen wie “kontrollierter Anbau”, “naturnaher Anbau” u.ä. auf manchen Produkten. Diese Begriffe unterliegen keiner staatlichen Kontrolle und dürfen von jedem verwendet werden – und sie haben vor allem die Aufgabe, den Verbraucher/innen ein gutes Gewissen zu machen.
Wie bio ist das Well Land?
Im Well Land versuchen wie nach Möglichkeit, nicht nur bio, sondern auch regional zu kaufen. Das ist bei diesen Rohstoffen der Fall:
- Unser Rapsöl und das Schwarzkümmelöl kaufen wir von einer kleinen Ölmühle aus der Region – beide sind bio.
- Honig und Bienenwachs beziehen wir von einem Witzenhäuser Imker – ebenfalls bio.
- Das Gänseschmalz stammt von Eskildsen-Gänsen aus naturnaher Aufzucht eines uns persönlich bekannten Züchters.
- Das verwendete Kokosöl ist nicht raffiniert, sondern gedämpft und wird in einer deutschen Ölmühle hergestellt.
- Alle Produkte, die wir nicht regional beziehen können, sind bio und haben das Fair Trade Siegel.
- Palmöl habe ich noch nie verwendet, und ich betreibe meine Werkstatt mittlerweile seit 12 Jahren.
Wenn Sie sich jetzt fragen, warum die Produkte aus dem Well Land kein Biosiegel haben: Um es zu erhalten, hätte ich Schafmilch zukaufen müssen. Ohne einen Einfluss auf die Haltung der “Lieferantinnen” zu haben.
Da meine Schafe quasi zur Familie gehören und die Haltungsbedingungen über das, was die meisten Biosiegel verlangen, weit hinausgeht, habe ich mich entschieden, auf ein Label zu verzichten. Denn meine Schafe erhalten biologisch angebautes Futter, dürfen sich an ständig wechselnden Buffets (Weiden) bedienen und werden extensiv gehalten.
Außerdem ist die Zertifizierung sehr kostenintensiv (siehe oben)- und hätte den Preis für die Well Land Produkte in eine Höhe getrieben, die mit meiner Vorstellung von Handel nicht vereinbar ist.
Ein persönliches Fazit
Sowohl in meiner Werkstatt als auch in meinem Privatleben lebe und arbeite ich im Rahmen meiner Möglichkeiten nachhaltig, ökologisch, biologisch und fühle mich dem Tierschutz zutiefst verpflichtet. Ich habe sehr lange mit mir gerungen, wie ich diese mir wichtigen Grundsätze vereinbaren kann.
Meiner Meinung nach ist das Vorhandensein eines Siegels nicht zwingend auch ein Garant dafür, dass diese Kriterien in höchstmöglichem Maße angewendet werden. Darum habe ich ganz bewusst die Entscheidung für meine eigenen Werte getroffen und setze diese gemeinsam mit meinem Team und unseren Lieferanten in unserer täglichen Arbeit um.
Das Ergebnis halten Sie möglicherweise gerade in der Hand oder sind im Begriff, es im Well Land einzukaufen. Und dabei dürfen Sie sicher sein, das mit einem guten Gewissen zu tun.